Medienwirksame "Seuchenbekämpfung"
am Bodensee
Überlingen (Korrespondenz), 27.02.06: Ich stand am letzten Freitag auf der
Uferpromenade des Bodensees, exakt an der Stelle (Seepromenade vor der Hausnummer
19), an der Feuerwehr und Fernsehteams zusammen kamen, nachdem bekannt geworden
war, dass eine hier gefundene tote Ente durch den H5N1-Virus der Vogelgrippe infiziert
war. Ich schwöre es: Die anwesenden Enten waren alle im Wasser und munter.
Deshalb wurden am Abend im Fernsehen keine Kadaver gezeigt: Es gab keine! Die
angeblich infizierte Tafelente wurde auch schon vor zehn Tagen gefunden.
Die Feuerwehr hat in aller Ruhe eine kleine Ecke (keine 30 Meter lang) der Promenade
abgeriegelt. Davor hatten viele Spaziergänger und Touristen, so wie ich,
die Zeit gehabt, auf dem vermeintlich verseuchten Boden rumzutrampeln, und die
Viren waren schon längst bis nach Holland verteilt. Ein Riesenzelt wurde
errichtet, zwei Feuerwehrleute mit Schutzanzug und Schutzmaske spazierten dann,
willkürlich hier und da sprühend vor den Kameras, während ihre
Kollegen und die Fernsehleute ungeschützt umher liefen.
Nach knapp zwei Stunden wurde dann alles wieder abgebaut und eingepackt und weg
waren sie. Leider habe ich nur wenige Fotos gemacht, denn mir war nicht klar,
was die Medien aus diesem Theater machen würden! Am Abend habe ich dann mit
großem Interesse das Desaster im Fernsehen verfolgt.
Am Samstag waren die zwei Feuerwehrmänner auf der ersten Seite einiger
Zeitungen abgebildet. Die "Süddeutsche Zeitung" betitelte das Bild
mit: "Seuchenbekämpfung an der Uferpromenade". Weiter heißt
es bei der SWR-Internetseite: "Die Behörden bereiten sich auf ein mögliches
Massensterben von Wildvögeln am Bodensee vor. Seit dem Vormittag ist deshalb
ein Hubschrauber im Bodenseeraum auf Kontrollflug unterwegs." Na dann sind
wir ja beruhigt ...