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DEUTSCHLAND (26.02.2006 13:26)
Von der Vogelgrippe und einer Wahnsinnsinsel
Wie war denn das mit dem H5N1-Virus oben auf Rügen ? / Da hatten doch wohl
die Forscher ihre Hände nicht im Spiel!? Von GERHARD WISNEWSKI
Rügen. Wie man weiß, stellt die Quelle der Vogelgrippe-Infektion
auf Rügen noch immer ein großes Rätsel dar. Wie Ornithologen
berichteten, ist die Vogelpopulation auf Rügen im Winter im Grunde isoliert.
Daher ist offen, wie und wo sich die Schwäne infiziert haben könnten.
”Unklar ist, wann und wie sich die auf der Insel Rügen gefundenen
Schwäne angesteckt haben. `Dieses aktuelle Phänomen ist nicht zu erklären,
denn es hat offensichtlich nichts mit dem Vogelzug zu tun`, sagte der Leiter
des Wilhelmshavener Instituts für Vogelforschung, Franz Bairlein”,
berichtet das Handelsblatt. Daß das Virus vielleicht schon länger
da sein könnte, ist eine reine Spekulation: Denn für Vogelforscher
Bairlein ist es ein Rätsel, ”wieso möglicherweise schon länger
vorhandene Viren nicht schon im vergangenen Herbst entdeckt wurden”, so
das Handelsblatt. ”Damals seien tausende Vögel in Europa untersucht
worden. `Damals war H5N1 nicht dabei, und jetzt ist es da. Dies ist ausgesprochen
eigenartig`”, wundert sich der Mann. ”Dafür haben wir kein
Erklärungsszenario.”
Zunächst mal: Eingeschleppt haben können die Schwäne das Virus
auch nicht. Die Sache ist nämlich die, daß kein Schwan aus irgendeinem
Vogelgrippe-Gebiet nach Rügen fliegt und dort verhungert. ”So einen
kuriosen Einzelflieger gibt es nicht”, schloß Bairlein einen Zusammenhang
mit Zugvögeln als Infektionsquelle laut Handelsblatt aus. ”Die in
Deutschland verbreiteten Höckerschwäne seien als Parkschwäne
weitgehend sesshaft. `Nur die Sing- und Zwergschwäne sind arktische Zugvögel
und überwintern hier.` In der Arktis sei das Virus aber bislang nicht nachgewiesen.”
Da ist guter Rat teuer: war das Vogelgrippe-Virus nun schon vorher da oder nicht?
Und wenn ja, wo kam es nur her?
Tatsächlich ist nun erwiesen: das Vogelgrippe-Virus war wirklich schon
vorher da. Und zwar auf der Insel Riems. Und wo ist überhaupt die Insel
Riems? Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Selbst wenn Sie bei
hotmaps.de die höchste Auflösung der Ostseeküste einstellen,
werden Sie die Insel Riems nicht finden. Und das liegt nicht an hotmaps.de,
sondern an Riems. Denn die Insel mißt nur etwa 1250 mal 300 Meter. Wenn
Sie in der Nähe von Greifswald nach ihr suchen, sehen Sie nordöstlich
der Ortschaft Mesekenhagen nur einen unscheinbaren Buckel, der in den Greifswalder
Bodden hinausreicht, ein bedeutender Lebensraum für Wasservögel, also
auch Schwäne.
Keine eingezeichnete Straße, kein Ortsname weist auf der Karte darauf
hin, daß sich hier die Insel Riems befindet. Diese Insel finden Sie erst,
wenn Sie die Webseite der Firma Riemser Arzneimittel durchsuchen. Die hat freundlicherweise
eine Anfahrtskizze ins Netz gestellt.
Aber jetzt wird es erst wirklich kompliziert, denn die von der Riemser Arzneimittel
AG als Insel Riems bezeichnete Insel ist gar nicht Riems; darauf hat mich ein
Leser freundlicherweise hingewiesen. Riems ist noch kleiner, als die Insel,
die wir hier sehen und liegt etwa fünf Kilometer westlich davon. Das, was
auf der Karte der Riemser Arzneimittel AG als Riems bezeichnet wird, ist nicht
Riems, sondern die Insel Koos. Kompliziert, wie? Beide Inseln liegen eben just
an jenem Greifswalder Bodden, an dem auch die so plötzlich von der Vogelgrippe
heimgesuchte Insel Rügen liegt. Von Riems bis Rügen sind es nur ein
paar Kilometer.
Doch nachdem Sie die Insel Riems, auf der das Vogelgrippe-Virus nachweislich
bereits seit längerer Zeit vorhanden ist, auf der Karte nun gefunden haben:
Fahren Sie nicht hin. Jedenfalls nicht unangemeldet. Denn Sie kommen nicht drauf.
Die Insel ist dem Vernehmen nach für die Öffentlichkeit gesperrt,
genau wie zu DDR-Zeiten. Damals hieß sie noch die ”Seuchen-Insel”.
Heute befindet sich auf Riems das Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit,
kurz FLI. Jenes Friedrich-Loeffler-Institut, das sich seit Wochen mit der Diagnose
der Vogelgrippe von der benachbarten Insel Rügen hervortut, liegt ausgerechnet
nur wenige Kilometer von Rügen entfernt, im südwestlichen Teil des
Greifswalder Boddens. Zufälle gibt`s hier.
Laut der Leserzuschrift gehört oder gehörte auch Koos zum Bestand
der Virenforscher. Zu DDR-Zeiten sei es ebenfalls gesperrt gewesen. Ab 1950
soll die Insel Koos in die Tierseuchen-Forschungsanstalt der Insel Riems eingegliedert
worden sein. Und besonders spannend ist, daß diese ”Seuchen-Inseln”
ausgerechnet an bzw. mitten in einem Naturschutzgebiet liegen. Daß also
in bzw. in der Nähe eines Naturschutzgebietes mit hoch infektiösen
Keimen gearbeitet wird. Das Gebiet darf mit Ausnahme eines Außenstrandes
und abseits angelegter Wege angeblich nicht betreten werden.
Und hier gibt es nicht nur Zufälle, sondern eben auch das Vogelgrippe-Virus:
”Hinter den Riemser Zäunen sind Erreger der Vogelgrippe, einschließlich
des Subtyps H5N1, bereits seit langem präsent”, schrieb die netzeitung
im Oktober 2005.
Der NDR nannte Riems gar eine ”Wahnsinnsinsel”, weil hier in zahlreichen
Hochsicherheitslabors hochinfektiöse Tierkrankheiten erforscht werden,
wie zum Beispiel die Vogelgrippe. ”Die hoch gesicherte Virusbank enthält
rund 500 Virusstämme und -isolate von Rind, Schaf, Schwein oder Geflügel.
Erst vor kurzem hatten die Forscher für die Tests mit einem neuartigen
Marker-Impfstoff in den institutseigenen Hochsicherheitsställen Hühner
künstlich mit hoch pathogenen Vertretern des Erregers infiziert”,
schrieb die netzeitung im Oktober 2005.
Und genau über die Köpfe dieser wackeren Forscher, ”Über
die Ostseeinsel Riems, wo der Hauptsitz des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI)
hinter hohen Zäunen und Sicherheitstoren beheimatet ist, ziehen derzeit
Tausende von Wildgänsen, Schwänen und Kleinvögeln”, schrieb
im Herbst 2005 die netzeitung. ”Die seichten Boddengewässer zwischen
den Touristeninseln Rügen und Usedom sind ein Rastgebiet für die potenziellen
Einträger der Vogelgrippe.”
Sollten diese Vögel wirklich infiziert gewesen sein, trugen sie also quasi
Eulen nach Athen bzw. die Vogelgrippe in den Greifswalder Bodden und nach Rügen,
denn die war in der Gegend schon vorher da, und zwar in Riems. Die Vögel
flogen auf ihrem Weg in den Greifswalder Bodden und nach Rügen direkt über
die Labors von Riems, wo bereits das Vogelgrippe-Virus gedieh. Erstaunlich,
wie?
Noch erstaunlicher ist, daß die ersten, in der zweiten Februarwoche 2006
mit dem Verdacht auf Vogelgrippe tot auf Rügen gefundenen Schwäne
zur Untersuchung nur ein paar Kilometer weiter ausgerechnet in die Labors von
Riems transportiert wurden, wo die Vogelgrippe sozusagen schon auf sie wartete.
Prompt wurde tatsächlich das Virus bei ihnen festgestellt. Genaugenommen
können sich die Rügener und Boddener Schwäne das Virus also auf
zwei Wegen geholt haben: Bei ihrem Weg über die Virusküchen des Friedrich-Loeffler-Instituts
oder durch ihre Nachbarschaft zu denselben. Oder erst in dem Moment, in dem
sie tot dort angeliefert wurden. Auf eine weitere Möglichkeit komme ich
gleich.
”Die tödliche Gefahr lauert ganz in der Nähe”, schrieb
Spiegel Online am 17. Januar 2006 über das Seucheninstitut auf Riems: ”Hinter
Stacheldrahtzaun, massiven Mauern, Sicherheitsschleusen und dicken Glasfenstern.
Die Wildgänse im Schilf ahnen nichts, schnattern unentwegt, und auch die
kleine Entenfamilie am Ufer watschelt gemütlich den Strand entlang. Die
Gefahr hat einen Namen: H5N1. Im unweit einiger Nistplätze gelegenen Friedrich-Loeffler-Institut
experimentieren Forscher mit dem Vogelgrippe-Virus. Doch die vielen Wasservögel
am Strand haben nichts zu befürchten. Europas führendes Forschungszentrum
gilt als absolut sicher. Das Virus ist gut verwahrt, mit modernsten Filtern
von der Außenwelt abgeschottet.” Na, hoffentlich.
Laut Spiegel Online forschen die Wissenschaftler ”an einem neuartigen
Impfstoff gegen die Vogelgrippe. Er soll, anders als die bisher gängigen
Präparate, gesunde Vögel nicht nur immunisieren, sondern es zugleich
ermöglichen, geimpfte Tiere von infizierten zu unterscheiden.”
Bis es soweit ist, heißt das, daß geimpfte Tiere nicht von infizierten
Tieren zu unterscheiden sind. Ergo gelten sie demnach als infiziert. Ist etwa
eine ”Impfung” die Quelle für die vielen infizierten Schwäne
auf Rügen? Sprich: wurden die Schwäne gar nicht infiziert, sondern
”geimpft” und gelten seitdem als H5N1-Schwäne?
”Das Impfen gegen die Vogelgrippe ist in der Europäischen Union umstritten,
weil geimpfte Vögel das Virus unbemerkt weitergeben können”,
erfahren wir am 23.Februar in der Tagesschau. Dennoch dürften Frankreich
und die Niederlande ”Geflügel vorbeugend gegen die gefährliche
Vogelgrippe impfen”.
Merken Sie was? Im Grunde gibt es zwischen ”geimpften” und infizierten
Tieren nur wenig Unterschiede. ”Geimpfte” Tiere sind genau wie infizierte
ansteckend, und genau das, was man eigentlich verhindern will, nämlich
einen infizierten Bestand und die Gefahr einer Ausbreitung der Vogelgrippe bekommt
man durch die Impfung ”gegen” die Vogelgrippe. Frankreich und die
Niederlande müßten sicherstellen, ”dass geimpfte Tiere von
nicht geimpften klar räumlich getrennt werden. Vor den Impfungen müssen
die Bestände genau auf mögliche Vogelgrippe-Erreger getestet werden.
Einmal geimpft, unterliegen die Tiere strengen Transportbeschränkungen.
Ihr Fleisch darf aber weiterhin in die anderen EU-Staaten exportiert werden”,
so tagesschau.de.
Denken wir noch einen Schritt weiter: Bekanntlich grassiert die Angst vor einem
mutierten H5N1-Erreger, der von Mensch zu Mensch springen kann. Wie man der
Presse entnehmen kann, werden genau gegen einen solchen Erreger Impfstoffe entwickelt.
Was aber braucht man zur Entwicklung eines solchen Impfstoffes gegen eine ”humane
Vogelgrippe”? Genau: Den Erreger. Bevor man also den Impfstoff herstellen
kann, muß man erstmal genau den Erreger erzeugen, vor dem sich alle Welt
fürchtet - nämlich einen Vogelgrippe-Erreger, der von Mensch zu Mensch
überspringt. Geschieht das auch auf der ”Seuchen-Insel”?
Denken Sie jetzt dasselbe, wie ich? Nämlich, daß Sie nicht enden
wollen, wie ein Rügener Schwan? Egal, was kommt: Lassen Sie sich besser
mal nicht ”gegen” die Vogelgrippe infizieren bzw. ”impfen”.
”Derzeit impfen die Ärzte jedes Tier einzeln”, heißt
es bei Spiegel-Online über das Riemser Seucheninstitut im Januar 2006:
”In Zukunft könnten sie die erforderliche Dosis einfach dem Trinkwasser
beimischen.”
Tja, dann... ”Der Prototyp wurde bereits erfolgreich getestet, bis zur
Massentauglichkeit dürften aber noch einige Jahre vergehen.”
Ein Prototyp des immunisierenden bzw. ”infizierenden” Impfstoffes
für Tiere wurde also bereits getestet. Wurde er auch dabei schon dem Wasser
beigemischt, womöglich dem Wasser des Greifswalder Boddens oder auf Rügen?
Wenn nur Frankreich und die Niederlande die Erlaubnis zur Impfung haben, dann
heißt das schließlich: In Deutschland ist die Impfung verboten.
Hat das Friedrich-Loeffler-Seucheninstitut eine Sonder-Genehmigung für
Forschungszwecke? Und wenn das Institut auch außerhalb seines Bereiches
”Impfungen” vorgenommen hat: Hat es dafür ebenfalls eine Genehmigung?
Kein Mensch hätte sich jedenfalls wohl träumen lassen, daß die
Vogelgrippe so bald in Deutschland ausbrechen würde, und dann auch noch
bei den Höckerschwänen. Kein Mensch - bis auf die Forscher des Friedrich-Loeffler-Instituts.
Die warnten nämlich schon seit Wochen vor einem Ausbruch der Vogelgrippe
in Deutschland und empfahlen die ”Aufstallung” von Geflügel
ab 1. März. Nur: wer hätte gedacht, daß die Seuche ausgerechnet
in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft ausbrechen würde?
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